Was tun beim
Verdacht auf Legasthenie?
Am Anfang jeder Hilfe steht die fundierte Diagnose
Es kann viele Gründe für eine verzögerte Lernentwicklung bei Kindern oder Jugendlichen geben – es muss sich nicht zwangsläufig um eine Legasthenie handeln. Da die Situation von Schülern mit Legasthenie jedoch mittels schulischer sowie außerschulischer Förderung und Lerntherapien entscheidend verbessert werden kann, sind das Erkennen und eine fundierte Diagnose immens wichtig. Sie bilden die Grundlage für eine qualifizierte Förderung. Grundsätzlich ist auch im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter noch eine Förderung möglich und sinnvoll. Die medizinische Leitlinie empfiehlt bei Vorliegen erheblicher Probleme beim Erlernen des Lesens und/oder Rechtschreibens eine möglichst frühzeitige Diagnose.
Ansprechpartner für die Diagnostik
Die medizinische Diagnose einer Lese-Rechtschreibstörung ist durch Ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder von Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten zu stellen. Sprechen Sie im Zweifelsfall Ihren Hausarzt beziehungsweise Kinderarzt an, damit eine Überweisung erfolgen kann.
Zur Diagnostik im Erwachsenenalter informiert der BVL-Ratgeber „Legasthenie und Dyskalkulie im Erwachsenenalter“. Gerne hilft Ihnen bei Fragen unsere LVL-Beratung weiter.
Zur Beantragung eines schulischen Nachteilsausgleichs ist gemäß § 36 der Bayer. Schulordnung (BaySchO) für den Nachweis einer Lese-Rechtschreibstörung die Vorlage einer schulpsychologischen Stellungnahme stets erforderlich. Bitte wenden Sie sich bei Fragen zur Antragstellung an unsere Beratung.
Was findet im Rahmen einer medizinischen Diagnostik Beachtung?
Schulleistungen und Lernstand
- Schulbericht und Leistungsstand, individuelle Lernentwicklung sowie Noten und Leistungen in weiteren Schulfächern
- Lese-Probe: Leseverständnis, -geschwindigkeit und Lesegenauigkeit
- Rechtschreibung
- Intelligenzdiagnostik
- Gesamtentwicklung und Folgeprobleme
Körperliche und psychische Entwicklung
- Seh- und Hörleistung
- Aufmerksamkeit und Konzentration
- Sozialverhalten
- seelische Belastung
- psychosomatische Beschwerden (etwa Kopf- und Bauchschmerzen, Übelkeit)
- Rahmenbedingungen/äußere Faktoren
Schulische und familiäre Situation
- Häufigkeit Klassen- und/oder Schulwechsel
- schulische Motivation
- bereits erfolgte Fördermaßnahmen
- familiäre Situation
An welchen Kriterien orientiert sich die Legasthenie-Diagnose?
- Die Leseleistung und/oder Rechtschreibleistung liegt deutlich unter dem für das Alter, die Klassenstufe und die Intelligenz des Kindes/Jugendlichen zu erwartendem Stand.
- Die individuellen Abweichungen der Leistungen in den einzelnen Lernbereichen liegen mindestens unterhalb der durchschnittlichen Abweichungen der entsprechenden Alters- oder Klassenstufe im jeweiligen Leistungsbereich.
Die medizinische S3-Leitlinie „Diagnostik und Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Lese- und/oder Rechtschreibstörung“ gibt detaillierte Empfehlungen zur Diagnostik.